Schlagwort: Medizin
Neuere Datenbrillen und das Konzept der „Mixed Reality“
Die Apple Vision Pro ist seit Anfang Februar auf dem Markt. Was kann man mit der Datenbrille tatsächlich anfangen?
Außerdem: Wie Ken Pfeuffer entdecken musste, dass Apple ein Interface benutzt, an dem er seit zehn Jahren arbeitet.
Das Elixier
NZZ Folio
Die Vorstellung, junges Blut mache jung, ist uralt. Ein Schweizer Forscher glaubt, dass sie stimmt.
«Blut ist ein ganz besondrer Saft», sagt Mephisto bei Goethe. «Blut ist ein ganz kompliziertes Gemisch», sagt Tony Wyss-Coray. Er braucht keinen Pakt mit dem Teufel, er will mit wissenschaftlichen Methoden aus dem Blut ein Elixier destillieren, das uns jünger macht. Der in Kalifornien lebende Schweizer Mikrobiologe hofft, den Alterungsprozess des Gehirns zu stoppen, sogar umzukehren. Und zwar, indem er alten Menschen das Blut junger Menschen spritzt. Bei Mäusen hat das schon auf spektakuläre Weise geklappt. Im Blut muss es folglich einen Stoff geben, der dieses Wunder vollbringt.
Das glaubte Anfang des 17. Jahrhunderts auch die ungarische Gräfin Elisabeth Báthory. Sie soll junge Frauen auf ihr Schloss gelockt und auf grausame Weise getötet haben, um in ihrem Blut zu baden und dadurch jünger zu werden. Während des Prozesses, den man ihr 1611 machte, wurden ihre angeblichen Komplizen zu Tode gefoltert. Báthory selbst mauerte man in ein Zimmer ihrer Burg ein und versorgte sie durch ein kleines Loch mit dem Nötigsten. Drei Jahre später starb sie.
Legenden wie die der «Blutgräfin» Báthory gibt es in vielen Kulturen. Sie gründen auf der Vorstellung, dass der jugendliche Körper, besonders das jugendliche Blut, eine Essenz enthalte, die man extrahieren und alten Menschen verabreichen könne, auf dass sie wieder in Jugend erblühen. Dass der junge Mensch dabei meistens sterben muss, zeugt ebenso von der zentralen Bedeutung des Blutes für das Leben wie vom Sinn für Dramatik der Chronisten. Auch Vampirlegenden enthalten im Kern diesen Mythos. Und wenn wir sagen, unsere Abteilung in der Firma brauchte mal wieder «frisches Blut», beziehen wir uns ebenfalls auf ihn.
Tony Wyss-Coray saugt keine Jungfrauen aus. Aber auch er macht an der amerikanischen Stanford-Universität, wo er forscht, Experimente, die er nicht an die grosse Glocke hängt: Er näht alte und junge Mäuse so zusammen, dass sie einen gemeinsamen Blutkreislauf bilden. Das erstaunliche Resultat: Die alte, schon etwas vergessliche Maus wird plötzlich wieder schlauer, während die intellektuellen Kräfte der jungen nachlassen …