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Doppelt hält besser

Die Zeit

Redundanz kann Daten retten, auch die des Hobbyfotografen. Preiswerte Raidlaufwerke helfen, seine digitalen Fotos sicher für die Zukunft zu erhalte.

Wie viele Fotos haben Sie dieses Jahr im Urlaub geschossen? Früher waren es ein oder zwei Filme mit je 36 Bildern, die man dann zum Entwickeln gab. Heute bringen wir gerne 500 digitale Schnappschüsse mit nach Hause. Das einzelne Foto kostet ja praktisch nichts, und entsprechend oft drückt man auf den Auslöser, zu Hause wird die visuelle Beute dann in die Computerfestplatte entleert.

Die meisten Hobbyfotografen sortieren lediglich die verunglückten Fotos aus, der Rest bleibt unsortiert liegen, um die Beschriftung und Archivierung kann man sich ja später kümmern. Was dann meist nie geschieht.

Digitale Bilder vergilben nicht, und sie gehen auch nicht verloren – glauben wir. Aber das ist sehr kurz gedacht. Denn die Festplatten, denen wir neben den Fotos auch unsere Film- und Musiksammlung anvertrauen, sind nicht für die Ewigkeit gedacht. Die Frage ist nicht, ob eine Platte irgendwann einen fatalen Crash hat, sondern wann der Lesekopf aus ein paar Nanometern Höhe aufs Metall knallt und zur spanabhebenden Datenverarbeitung übergeht. Wer seine Daten nur einfach gesichert hat, der kann gewiss sein, dass er sie irgendwann in den nächsten Jahren verliert. Wenn dann keine altmodischen Papierabzüge der wichtigsten Bilder da sind, reißt der digitale GAU ein Loch in die Biografie.

Das Rezept gegen den Datenverlust heißt Redundanz – alle Daten sollten mehrmals vorhanden sein

Die Freiheit kommt Bit für Bit

Die Zeit

Handyfotos und Blogs sind die neuen Werkzeuge der Demokratiebewegungen. Doch der Zensor twittert mit.

Der Goliath Totalitarismus wird vom David Mikrochip besiegt werden«, prophezeite der US-Präsident Ronald Reagan im Jahr 1989. Sein Widersacher und Partner bei der Beendigung des Kalten Kriegs, Michail Gorbatschow, hatte sich ein Jahr zuvor ähnlich geäußert: »Die internationale Kommunikation ist heute leichter als je zuvor. Heute kann praktisch keine Gesellschaft völlig geschlossen sein.«

Diese Sätze stammen aus einer Zeit, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und kofferschwere Mobiltelefone Spielzeuge für ein paar Reiche waren. Zwanzig Jahre später scheint sich die Vision der beiden Staatsmänner zu bestätigen: Weltweit haben die Bürger per elektronischer Datenleitung Zugang zu politischen Informationen aus dem In- und Ausland. Das Netz, so scheint es, ist zum Instrument der Freiheit geworden. Amateurfotos erreichen uns vom brutalen Einsatz der chinesischen Sicherheitskräfte gegen die Uiguren ebenso wie von den Schüssen der birmanischen Militärjunta auf friedliche Mönche. Per Internet schaut die Welt zu, wenn die Machthaber in Kenia oder Simbabwe Zivilisten verfolgen lassen. Und als in Iran gegen den Ausgang der Präsidentschaftswahl protestiert wurde, machte das Wort von der »Twitter-Revolution« die Runde. Vernetzt die Menschen miteinander, so die einfache Formel, und sie begehren gegen ihre Unterdrücker auf.

Doch die neuen Informationstechniken verändern die politische Szenerie in autoritär regierten Ländern auf eine sehr viel komplexere Weise

Ein Weltrechner für die Klimaforscher?

Die Zeit

Wissenschaftler haben 2008 auf ihrer Weltkonferenz gefordert ein Welt-Klimaforschungszentrum einzurichten. Doch das milliardenschwere Projekt hat auch Schattenseiten.

In der vergangenen Woche wurde in Hamburg die aktuelle Weltrangliste der Supercomputer vorgestellt – und wieder einmal steht der allerschnellste Rechner in einer militärischen Forschungsanstalt, dem amerikanischen Los Alamos National Laboratory. Mehr als eine Billiarde Rechenoperationen schafft der „Roadrunner“ pro Sekunde.

„Der größte Rechner der Welt sollte fürs Klima da sein und nicht für die Waffen“, sagt Jochem Marotzke, Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. Zwar steht den Klimaforschern eine Menge Rechenleistung zur Verfügung – die Maschine des Deutschen Klimarechenzentrums steht immerhin auf Platz 27 der Weltrangliste –, aber sie können nie genug davon kriegen. Im Moment geht ihr Ehrgeiz dahin, das Gitter, das sie bei ihren Simulationen über die Erde legen, auf eine Maschenweite von etwa einem Kilometer zu verfeinern. Erst dann können kleinräumige Phänomene wie Wolken oder Wirbelstürme wirklich modelliert werden. „Es gibt klare Anzeichen, dass die Qualität der Vorhersagen damit besser wird“, sagt Marotzke.

Im Mai 2008 haben die Klima-Modellierer auf ihrer Weltkonferenz daher gefordert, nach dem Vorbild internationaler Forschungsstätten wie dem Teilchenbeschleuniger Cern ein Welt-Klimaforschungszentrum einzurichten. Der Preis: grob eine Milliarde (ob Dollar oder Euro, ist dabei ziemlich egal). Eine solche, weltweit konkurrenzlose, Supermaschine soll nach dem Willen vieler Forscher den Politikern verlässlichere Prognosen über die Entwicklung des Klimas an die Hand geben. Dass ein solches Zentrum sinnvoll wäre, ist unter den Wissenschaftlern kaum umstritten, allerdings gibt es auch Stimmen, die einen einzigen Superrechner nicht für die beste Lösung halten

Lets rock!

Die Zeit

Warum hat der Mensch die Musik erfunden? Bot sie ihm evolutionäre Vorteile? Drei Theorien versuchen, ihren Ursprung zu erklären.

Unsere unmittelbaren Verwandten, die Menschenaffen, sind denkbar unmusikalische Gesellen. Schon anatomisch sind sie aufgrund ihres Stimmapparates nicht in der Lage, »saubere« Töne zu erzeugen. Schimpansen, Gorillas und Bonobos äußern sich nur mit hechelnden und knarzenden Lauten sowie spitzen Schreien.

Unsere musikalischen Fähigkeiten müssen also nach jener Zeit entstanden sein, in der sich aus dem gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpanse zwei separate Stammeslinien entwickelten – das war vor fünf Millionen Jahren. Die Urmenschen stiegen von den Bäumen, begannen aufrecht zu gehen, bekamen größere Gehirne. Und irgendwann begannen sie zu singen, später dann einfache Musikinstrumente zu schnitzen. Aber wann war das? Und vor allem – warum taten sie das? Welchen evolutionären Vorteil brachte ihnen die Musik?

Schon Charles Darwin grübelte darüber nach, warum sich die Musik entwickelt hat

Im Spagat

Die Zeit

Communicator-Preis: Die Forscher haben gelernt, sich zu verkaufen.

Wissenschaftler, die sich aus den Tiefen ihres Fachs ins flache Wasser der Medien begeben, wurden noch vor wenigen Jahren von manchen ihrer Kollegen schief angesehen. Die Forscher schrieben für ihre Peer-Groups; die Übersetzung in verständliches Deutsch sah man als Sache der Journalisten an. Dieser Arbeitsteilung trat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 1999 entgegen, als sie zusammen mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft den mit 50.000 Euro dotierten Communicator-Preis auslobte – für Wissenschaftler, die den schwierigen Spagat zwischen seriöser Forschung und publikumswirksamer Vereinfachung auf überzeugende Weise geschafft haben.

Nun wird zum ersten Mal eine Frau ausgezeichnet. Am Dienstag bekommt die Sozialwissenschaftlerin Jutta Allmendinger den Preis verliehen

Eine Frage des Rückgrats

Die Zeit

Sich mit der Lobby der Alternativmedizin anzulegen kann teuer werden – zumindest in England

Das Wort bogus ist eine hübsche englische Vokabel, für die es keine rechte deutsche Entsprechung gibt. Im wissenschaftlichen Kontext wird das Adjektiv benutzt, um zweifelhafte, unbewiesene, quacksalberische Praktiken zu beschreiben; aber auch dann, wenn es um betrügerische Forscher geht. Was bedeutet es, wenn man die Therapien eines Alternativmediziners als bogus bezeichnet? Unterstellt man ihm (a), dass er wider besseres Wissen seine Patienten hinters Licht führt, oder (b) stellt man ihn nur als naiven Gläubigen hin?

Für Simon Singh ist das eine 100.000-Pfund-Frage. Der britische Journalist und Buchautor (Fermats letzter Satz, Big Bang) hat sich intensiv mit der alternativen Medizin beschäftigt, zusammen mit dem Forscher Edzard Ernst ein Buch zum Thema geschrieben (Gesund ohne Pillen – was kann die Alternativmedizin?) und die »sanften Heiler« teilweise scharf kritisiert 

Paradies für Zahlenfreunde

Die Zeit

Ein Google-Killer? Wohl nicht, auf viele Fragen hat die neue Suchmaschine Wolfram-Alpha keine Antwort

Stephen Wolfram hat in den vergangenen zwei Monaten immer wieder lautstark und vorauseilend betont, er habe keinen »Google-Killer« erfunden. Diese penetrante Bescheidenheit war höchst geschickt – führte sie doch zu einer Welle von Artikeln, die genau darüber orakelten: Ob seine »Antwortmaschine« www.wolframalpha.com, die kommende Woche starten soll, das nächste Google sei. Der Hype ist also gewaltig. Die Vorabversion, die ausgesuchte Nutzer seit wenigen Tagen testen dürfen, kann diese hochgesteckten Erwartungen nur enttäuschen.

Beginnen wir mit dem, was Wolfram Alpha kann

Das Denken ist frei

Die Zeit

In dem Streit um Urheberrechte und Publikationsfreiheit gerät einiges durcheinander. In der Wissenschaft ist der freie Zugang zu Ergebnissen und Daten im Internet kein Schaden, sondern höchst wünschenswert.

Wenn jemand die Nazi- und die Kommunistenkeule zugleich hervorholt, dann muss es schon schlimm stehen. Von »Machtergreifung« und »Enteignung« schrieb der Literaturwissenschaftler Roland Reuß im Februar in der FAZ und erregte sich derart über die von ihm gegeißelten Missstände, dass er sogleich eine Unterschriftenliste ins Netz stellte. Seinen »Heidelberger Appell« haben inzwischen eine Menge mehr oder weniger prominenter Autoren unterzeichnet, darunter der Schriftsteller Daniel Kehlmann und auch Redakteure der ZEIT . Man darf allerdings bezweifeln, dass alle Unterstützer wissen, was sie da tatsächlich unterschrieben haben 

Es ist die Hölle

Die Zeit

Ein Drittel aller Berufsmusiker leidet unter chronischem Lampenfieber. Was geht dabei im Körper vor?

Enrico Caruso musste regelrecht auf die Bühne geschoben werden. Obwohl der Startenor (1873 bis 1921) sehr häufig Konzerte gab, war für ihn jeder Auftritt ein Kampf mit dem Lampenfieber. »Es verdirbt meine Existenz«, sagte er in einem Interview, »und manchmal sehne ich mich nach der Stunde, in der ich mich von der Bühne zurückziehe.« Caruso rauchte vor dem Auftritt Kette, und in einer Tasche seines Fracks verbarg er stets ein Fläschchen mit einem Elixier aus destilliertem Wasser und Orangenextrakt, von dem er auf der Bühne ab und zu ein Schlückchen nahm.

Lampenfieber plagt viele Musiker, und nicht alle bescheiden sich mit derart harmlosen, eher symbolischen Gegenmitteln. Es ist kein Geheimnis, dass vor allem unter den Musikern des klassischen Fachs der Gebrauch von Betablockern verbreitet ist. Diese Medikamente, eigentlich für Herzkranke gedacht, senken die Pulsfrequenz und den Blutdruck. Unter ihrer Wirkung absolvieren die Künstler ihre Auftritte, innerlich immer noch aufgewühlt, aber körperlich ruhiger. Andere wagen sich nicht auf die Bühne, ohne vorher das eine oder andere Gläschen Sekt oder Bier zu trinken. Doch Alkohol und Medikamente mögen zwar beruhigen – die musikalische Qualität steigt dadurch nicht, auch wenn die Musiker selbst den Eindruck haben