Skip to main content

Im virtuellen Lesesaal

Die Zeit

Noch ein Jahr, dann soll die Deutsche Digitale Bibliothek starten. Ein überzeugendes Konzept, wie sie funktionieren soll, fehlt noch.

Da gibt es diesen Traum: dass man in allen Büchern, die je in deutscher Sprache erschienen sind, nach Begriffen suchen kann, so einfach wie mit Google im Netz. Man gibt ein Wort in ein Suchfeld ein, lässt sich die besten Treffer dazu anzeigen und kann dann postwendend in dem jeweiligen Buch auf jener Seite lesen, auf der die gesuchten Begriffe vorkommen.

Nun soll dieser Traum wahr werden. Im vergangenen Jahr beschlossen Bund und Länder die Einrichtung einer Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) , am Dienstag dieser Woche hat sich ihr „Kompetenznetzwerk“ in Berlin konstituiert, Ende 2011 soll die erste Version online gehen. Eines Tages dann, so der Plan, sollen die digitalen Bestände aus 30.000 Bibliotheken, Archiven und Museen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg

Pixel-Tristesse in Blurmany

Die Zeit

Nach dem Start von Google Street View fragen sich viele, wie sie ihr Haus wieder sichtbar machen können.

Die Deutschen sind weltweit am empfindlichsten, wenn es um ihre Privatsphäre geht – aber sie sind auch am neugierigsten, wenn sie dem Nachbarn in den Garten schauen können. Am vergangenen Donnerstag, als Google Street View online ging , stieg der Datenverkehr der Website auf das Vierfache. In keinem anderen Land der Welt gab es bei der Einführung des Fotodienstes einen derartigen Ansturm, teilte Google mit.

In keinem Land hatte es aber auch vorher die Möglichkeit gegeben, das eigene Haus oder das Haus, in dem man als Mieter wohnt, unkenntlich machen zu lassen . Von dem Recht haben 244.000 Bürger Gebrauch gemacht, knapp drei Prozent der Haushalte in den 20 betroffenen Städten. Schon ein einziger aufmüpfiger Mieter in einem Hochhaus reichte, um das ganze Gebäude verpixeln zu lassen.

Und so sind manche Straßenzüge in deutschen Großstädten nun mit einem tristen Schleier überzogen. Auch der Autor dieses Artikels steuerte, wie wohl fast jeder User, zunächst einmal das eigene Heim an – es war nur ein milchiger Fleck (siehe Foto). Wer hatte bei Google sein Veto eingelegt? Das Pärchen aus dem Erdgeschoss oder die Familie im Souterrain? Oder war es die Hausbesitzerin, die in einer fernen Stadt wohnt?

Ist der neue Ausweis sicher?

Die Zeit

Der elektronische Personalausweis macht das Leben bequemer – um den Preis neuer Gefahren? Ein Pro und Contra von Christoph Drösser und Susanne Gaschke

Vom 1. November an geben die Meldeämter den neuen Ausweis im Kreditkartenformat aus. Wer 24 Jahre alt oder älter ist, bezahlt eine Gebühr von 28,80 Euro, Erwachsene unter 24 Jahren müssen sechs Euro weniger ausgeben – dafür bleibt ihr Ausweis auch nur sechs Jahre gültig, der Ausweis der älteren hingegen zehn.

Im Inneren des Ausweises befindet sich ein Chip, auf dem dieselben Daten gespeichert sind, die außen aufgedruckt wurden, auch das Bild des Ausweisinhabers ist dort als Datensatz vorhanden. Außerdem kann mit Einwilligung auch der Abdruck von zwei Fingern gespeichert werden. Die Daten auf dem Chip können mit Lesegeräten ausgelesen werden. Diese Technik soll Ausweiskontrollen vereinfachen und Fälschungen erschweren.

Zwei zusätzliche Möglichkeiten des Ausweises können nur genutzt werden, wenn der Nutzer sich dafür entscheidet: die Online-Signatur und die sogenannte elektronische Identitäts-Funktion. Erstere soll online rechtsgültige Unterschriften im Verkehr mit Behörden ermöglichen, Letztere Internetgeschäfte sicherer machen. Das gesamte Konstrukt ist umstritten, auch in der Redaktion. Christoph Drösser hält es für sicher, Susanne Gaschke nicht.

Der Meister der unerhörten Formen

Die Zeit

Ihn kannten wenige, sein Apfelmännchen machte Karriere: Benoît Mandelbrot schenkte der Mathematik eine neue Ästhetik – seine Spuren bleiben unauslöschlich.

„Bodenlose Wunder entspringen aus einfachen Regeln, die ohne Ende wiederholt werden.“ Das waren die letzten Worte, die Benoît Mandelbrot bei seinem letzten öffentlichen Vortrag sprach. Das war im Februar 2010 auf einer Konferenz in Kalifornien.

„Entschuldigen Sie, dass ich im Sitzen rede – ich bin sehr alt“, hatte er am Anfang seines Vortrags gescherzt.

Sein Körper war wohl schon vom Bauchspeicheldrüsenkrebs geschwächt, am vergangenen Donnerstag ist der 85-Jährige daran gestorben

Flimmernetz

Die Zeit

Nach dem Start von Google Street View fragen sich viele, wie sie ihr Haus wieder sichtbar machen können.

Am Mittwoch vergangener Woche startete auf dem Digitalkanal ZDF neo die amerikanische Kultserie Mad Men . Die deutschen Fernsehzuschauer bekamen einen Einblick in die Geschäfte, Affären und Intrigen einer New Yorker Werbeagentur im Jahr 1960. Jedenfalls jene Zuschauer, die aufs deutsche Fernsehen angewiesen sind. Die eingefleischten Mad Men- Fans befinden sich dagegen längst im Jahr 1965, in dem die aktuelle vierte Staffel der Serie spielt. Auch deutsche Aficionados sind schon fünf Jahre weiter als der gemeine ZDF-Konsument.

Wie kommt man in Deutschland an aktuelle amerikanische Fernsehware? Übers Internet natürlich. Wer eine US-Kreditkarte hat, kann die Serie für drei Dollar pro Folge in Apples Online-Store kaufen. Im freien Internet ist es ein bisschen schwieriger – amerikanische Anbieter sperren deutsche Computer oft aus Lizenzgründen aus. Aber mit ein bisschen Suchen findet auch der deutsche Surfer seine Quellen und kann die Abenteuer des smarten Machos Don Draper und seiner Kollegen sozusagen in Echtzeit verfolgen. Sogar in hoher Auflösung (HD).

Ebenfalls in der vergangenen Woche kündigten zwei Hersteller Geräte für das neue Google TV an, das es vorerst nur in den USA geben wird

Vom Gebrabbel zum Genitiv

Zeit Wissen

Die Frage nach dem Spracherwerb von Kleinkindern spaltet Entwicklungspsychologen und Linguisten schon länger. Ein neues Experiment soll weitere Aufklärung bringen.

Wie lernen Kleinkinder sprechen? Wie viel Sprachfähigkeit ist angeboren? Über diese Fragen kriegen sich Entwicklungspsychologen und Linguisten regelrecht in die Haare. Aber ihre Debatten basieren auf einer erstaunlich dünnen Datenlage. Denn man kann das Lernen der ersten Wörter nicht ins Labor verlegen. Deswegen brachte Deb Roy das Labor zum Kind – zu seinem Kind.

Als der junge Computerwissenschaftler vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge und seine Frau, eine Linguistin, vor fünf Jahren ein Baby erwarteten, fassten sie einen Entschluss: Ihr Baby sollte das erste Kind der Welt sein, dessen erste Lebensjahre in Video und Ton festgehalten würden. Einen nicht gerade bescheidenen Namen für das Vorhaben fand Roy auch: „The Human Speechome Project“, angelehnt an das Humangenomprojekt. Die erste vollständige Dokumentation der Sprachlernphase eines einzelnen Menschen

iger Fleck (siehe Foto). Wer hatte bei Google sein Veto eingelegt? Das Pärchen aus dem Erdgeschoss oder die Familie im Souterrain? Oder war es die Hausbesitzerin, die in einer fernen Stadt wohnt?

Der Physikverführer

Ist ein Frontalzusammenstoß zwischen zwei Autos schlimmer als eine Fahrt gegen die Wand? Wie müsste King Kong in Wahrheit aussehen – oder eine zwanzig Meter große Frau? Und warum eigentlich platzen Würste im heißen Wasser immer längs auf? – Wie schon in seinem Bestseller «Der Mathematik- verführer» erzählt Christoph Drösser unterhalt- same Alltagsgeschichten und erklärt mit ihnen eingängig, wie die Kräfte der Natur auf uns und unsere Umwelt wirken, dazu bietet er noch pfiffige physikalische Kopfnüsse an.

Bestellen auf Amazon

Das Angstfach

Die Zeit

Ein nationales Mathe-Institut gegen den Föderalismus-Hickhack

Über mangelnden Respekt kann sich die Mathematik eigentlich nicht beklagen. Sie gilt als wichtig, wenngleich schwierig. Und dass TV-Prominente dumm, eitel und stolz mit ihren schlechten Mathenoten kokettieren, kommt zum Glück auch immer seltener vor. Just die Mathematikleistungen in der Schule sind – so wissen Bildungsforscher – der beste Indikator für späteren Erfolg im Beruf.

Gleichzeitig ist Mathematik ein Angstfach. Die Mehrheit empfindet hohe Ehrfurcht vor ihr – mit Betonung auf „Furcht“. Schlimmer noch, die meisten nehmen nicht viel aus der Schulmathematik mit ins spätere Leben