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Meisterchancen

Die Zeit, 12.6.14

Kann man statistisch berechnen, wer Weltmeister wird? Natürlich nicht. Aber man kann aus vergangenen Leistungen ein gewisses Kräfteverhältnis bestimmen und dann in einem entsprechend gewichteten Zufallsexperiment die Mannschaften gegeneinander spielen lassen. Letztlich unterscheiden sich die verschiedenen Simulationen darin, wie deutlich die Favoritenrolle Brasiliens ist.

In unseren Berechnungen liegt der Gastgeber knapp vor Argentinien, Deutschland und Spanien. Mit jeder Begegnung, die im Turnier gespielt wird, verändern sich natürlich die Chancen auf den Titel – unter www.fussballmathe.de können Sie verfolgen, wie sich im Verlauf der WM der Weltmeister immer mehr herausschält. Aber vorsicht: Wahrscheinlichkeiten sind das eine – das Schöne am Sport ist, dass auch der Außenseiter ein Spiel oder gar die gesamte WM gewinnen kann!

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Die Stimmen Europas

Die Zeit, 22.5.14

Welches Land hat am meisten Mitglieder? Sind die Euroskeptiker auf dem Vormarsch? Wie groß ist die Macht des Parlaments? Das EU-Parlament mit Sitz in Straßburg ist weltweit die größte überstaatliche Institution, die direkt gewählt wird. Es vertritt 500 Millionen Europäer.

Das Bundesverfassungsgericht hat vor einigen Monaten die geplante Dreiprozenthürde für die Europawahl gekippt – nun kann jede Partei ins Parlament einziehen, die genügend Stimmen für einen Sitz bekommt. Wir haben für diese Infografik einmal ausgerechnet, was passiert wäre, wenn bei den bisherigen Europawahlen ebenfalls keine Sperrklausel gegolten hätte. Das Ergebnis: Ein bunter Haufen von Abgeordneten hätte im Parlament gesessen, von Autofahrer- und Rentnerpartei bis zur Friedensliste und NPD.

Außerdem in dieser Grafik: Die Abgeordeneten aller Länder nach Fraktionszugehörigkeit, die möglichen Abgeordneten der Euro-Skeptiker und eine Checkliste mit den Kompetenzen des Europäischen Parlaments.

 

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Von Stanford nach Halle

Die Zeit, 10.4.14

Der amerikanische Starphysiker Stuart Parkin kommt nach Sachsen-Anhalt. Was zieht ihn her?

Geht man freiwillig von Stanford nach Halle? Aus dem brodelnden Silicon Valley in die sachsen-anhaltinische Provinz? Von einer begehrten Position beim Computerriesen IBM als Research Fellow, die maximale Freiheit erlaubt, in den überregulierten öffentlichen Dienst am Wissenschaftsstandort Deutschland?

Genau das tut Stuart Parkin. Und ja, er ist im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Mit diesem Transfer ist der Max-Planck-Gesellschaft – zusammen mit der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und der Universität Halle – ein echter Coup gelungen. Sie hat den 58-jährigen Starphysiker über den Atlantik geholt und zum 1. April als Direktor für das Max-Planck-Institut (MPI) für Mikrostrukturphysik in Halle verpflichtet

Die ersten 22.514 Stellen von Pi

Die Zeit, 13.3.14

Daniel Tammet ist mehr als nur ein Wunderrechner. Er ist einer, den die Welt begeistert.

Daniel Tammet ist ein „hochfunktionaler autistischer Savant„, ein Mann mit einer sogenannten Inselbegabung. Die besteht darin, dass er sich Details gut merken kann, besonders Zahlen. Zudem ist er Synästhetiker – jede Zahl hat für ihn eine bestimmte Farbe und Gestalt. In seinem ersten Buch Elf ist freundlich und fünf ist laut hat er beschrieben, wie sich das anfühlt. Seitdem wird er als der „geniale Autist“ durch die Talkshows geschickt. Auch für sein neues Buch wird damit geworben, dass Tammet „der vielleicht intelligenteste Mensch der Welt“ sei

Sternenjägerin spürt älteste bekannte Sonne auf

Die Zeit, 9.2.14

Anna Frebel ist die Archäologin der Sterne. Sie sucht Relikte im All. Mit SMSS0313 – 6708 präsentiert sie nun das Fossil der Sonnen. Es erzählt vom Ursprung des Kosmos.

Das erste Mal, im Jahr 2005, hätte es noch Anfängerglück sein können. Da fand eine 25-jährige deutsche Astronomin den bis dahin „metallärmsten“ bekannten Stern. Ein Methusalem am Himmel, der kurz nach dem Urknall geboren worden war. Hunderte von Nächten hatte sich Anna Frebel damals um die Ohren geschlagen, um die Spektren einzelner Sonnen am Himmel zu vermessen. Und sie fand die Nadel im Heuhaufen.

Nun liefert sie den Beweis, dass ihre Methode keine Zufallstreffer liefert: Zusammen mit ihrem Team beschreibt sie im Magazin Nature einen neuen Rekordhalter. Die Sonne im südlichen Sternbild Kleine Wasserschlange, kurz SMSS0313 – 6708 genannt, gehört mit ziemlicher Sicherheit zur zweiten Generation von Sternen, die kurz nach der Geburt des Kosmos vor 13,7 Milliarden Jahren entstanden

Raus aus den Löchern

Die Zeit, 6.2.14

Sie schlucken alles. Oder doch nicht? Der Physiker Joseph Polchinski über das Wesen der Schwarzen Löcher.

DIE ZEIT: Was befindet sich im Zentrum unserer Milchstraße?

Joseph Polchinski: Ein echtes Schwarzes Loch.

ZEIT: Aber Stephen Hawking hat nun gerade gesagt: „Es gibt keine Schwarzen Löcher.“

Polchinski: Niemand weiß genau, was Stephen Hawking sagt. Ein Grund dafür ist, dass sein Artikel nur vier Seiten lang ist. Er argumentiert, Schwarze Löcher hätten nicht den klassischen Ereignishorizont, der nach Einsteins Gleichungen alles, sogar das Licht, für immer einfängt, sondern nur einen „scheinbaren Horizont“. Und in einer sehr fernen Zukunft könnte dieser Horizont aufhören zu existieren, und man könnte entkommen

Signifikanter Unsinn

Die Zeit, 27.12.13

TausendeViele Forscher haben Probleme mit den Grundbegriffen der Statistik.

Signifikanz – das ist das Siegel, das ein naturwissenschaftliches Paper braucht, um glaubwürdig zu sein. Liefert ein Experiment ein signifikantes Ergebnis, dann wird daraus häufig geschlossen, dass die hinter der Arbeit stehende Hypothese mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt ist. Aber das ist ein Fehlschluss

Die sauberste Orgel der Welt

Die Zeit, 19.12.13

Der Computer macht’s möglich: Eine variabel gestimmte Orgel klingt so rein wie nie zuvor.

Die Orgel, Königin der Instrumente! Kein anderes Musikinstrument hat einen solchen Tonumfang, eine solche Klangvielfalt, füllt den Raum, vorzugsweise eine Kirche, derart mit majestätischen Tönen.

Aber jede Orgel, man muss es leider sagen, klingt schief. Das liegt nicht am Organisten und nicht am Orgelbauer, es liegt an der Mathematik. Unser Tonsystem, das seit den altgriechischen Pythagoreern auf harmonischen Schwingungsverhältnissen aufbaut, hat einen eingebauten Fehler. Es ist nicht möglich, alle zwölf Töne der Tonleiter so zu stimmen, dass die harmonisch wichtigsten Intervalle, die Quinten und Terzen, alle sauber klingen

Kai aus der Kiste

Die Zeit, 17.12.13

Zehn Jahre hatte sich der Informatik-Star Kai Krause zurückgezogen. Jetzt feiert er mit einer Mathematik-App einen Erfolg.

„Diese App ist so schön, ich möchte weinen“, twitterte der englische Schriftsteller und Schauspieler Stephen Fry am 2. Oktober. Gemeint war die App Frax, die man fürs iPhone und iPad kaufen kann. Fry hat 6,2 Millionen Twitter-Follower, und ein paar Tage später stand Frax auf Platz eins in der Hitliste der kostenpflichtigen Tablet-Programme. Offenbar waren viele Menschen bereit, 3,59 Euro für ein Programm zu bezahlen, das eigentlich keiner braucht.

Frax ist kein Spiel, jedenfalls kann man keine Vögel abschießen oder Punktzahlen erreichen, und ein Lernprogramm ist es auch nicht. Mit Frax kann der User auf nie dagewesene Art die Welt der Fraktale erkunden, jene verzweigten und verästelten mathematischen Strukturen, die auf eine simple Gleichung zurückgehen und nur mithilfe des Computers sichtbar gemacht werden können

Stimmt die Chemie?

Die Zeit, 28.9.13

Am Sonntag geht „Breaking Bad“ zu Ende. Fans untersuchen die TV-Kultserie auf wissenschaftliche Korrektheit.

Nein, es kann kein gutes Ende nehmen mit Walter White. Zu tief hat sich der Mann, der doch nur ein spießiger Chemielehrer war, verstrickt im Sumpf von Drogen und Verbrechen.

Wird ein Verfolger, ob Polizist oder Drogenboss, ihm eine Kugel verpassen in der letzten Folge von Breaking Bad, die am Sonntag in den USA ausgestrahlt wird (und zwei Tage später auf dem deutschen Kabelkanal AXN)? Wird ihn sein Lungenkrebs besiegen? Oder schafft er es doch noch, mit Frau und zwei Kindern zu entkommen und irgendwo auf der Welt mit seinen illegal verdienten Millionen ein neues Leben anzufangen?

Breaking Bad, eine der besten Fernsehserien aller Zeiten, geht am Wochenende definitiv zu Ende. Auch in Deutschland hat die Serie viele Fans, die sie entweder im Original anschauen oder in der synchronisierten Fassung (die Ausstrahlung der letzten Staffel auf Arte beginnt am 6. Dezember). Wer nicht wissen will, wie es ausgeht, der muss für ein paar Tage zumindest das englischsprachige Internet ausblenden.

Ein Chemiker als Serienheld – das gibt es nicht oft. Nun gut, „Held“ ist vielleicht ein Euphemismus angesichts der charakterlichen Entwicklung, die Walter White (gespielt von Bryan Cranston) im Verlauf der 62 Folgen durchgemacht hat. Zumal seine zweite Karriere darauf beruht, dass er ein neues Verfahren entwickelt, um die gefährliche Droge N-Methylamphetamin, kurz Meth, zu synthetisieren. Aber zumindest spielt die Naturwissenschaft eine große Rolle. Viele Zuschauer fragen sich: Stimmt die Chemie? Oder ist Breaking Bad letztlich Science-Fiction?