Skip to main content

Schlaue Amerikaner gehen nicht in die Wissenschaft

Science Notes

Der Biochemiker Thomas Südhof ging 1983 zum ersten Mal in die USA, um als Postdoktorand zu arbeiten. Heute ist er Nobelpreisträger, Professor an der Stanford University – und zunehmend irritiert von der amerikanischen Gesellschaft. Ein Interview.

Sie haben einen Wahlaufruf von 81 Nobelpreisträgern für Joe Biden unterschrieben. Sollte sich die Wissenschaft in die Politik einmischen?  

Als Wissenschaftler müssen wir immer sehr darauf achten, dass wir nicht unsere persönliche Meinung mit unseren wissenschaftlichen Schlussfolgerungen vermischen. Das ist wichtig. Darum äußere ich mich meistens nicht zu politischen Themen. In diesem Jahr habe ich Biden unterstützt, so wie vor vier Jahren Clinton, weil ich eine Gefahr sehe, dass die Institutionen der Vereinigten Staaten zerstört werden. Und zwar durch Politiker, die darauf aus sind, sie zu zerstören. Das sehe ich als eine Notlage an

Wissenschaftler gegen Trump


SW
R2

Im Herbst 2020 geschah etwas, was es vorher noch nie gegeben hat: Renommierte wissenschaftliche Fachmagazine haben erstmals vor einer US-Wahl klar politisch Position bezogen.

Denn wie kein anderer US-Präsident in der jüngeren Vergangenheit hat Trump in seiner bisherigen Amtszeit wertvolle staatliche Institutionen angegriffen und die Wissenschaft untergraben.

Ein Feature bei SWR2 Wissen.

Das Manuskript als PDF

Die Kurzfassung: Ein 5-Minuten-Beitrag bei WDR5-Quarks (ab Minute 7)

Amerikas Wissenschaftler machen mobil – ein Aufstand für die Vernunft

Die Zeit

Nicht erst seit Donald Trump herrscht in den USA eine Stimmung, in der wissenschaftliche Erkenntnis wenig zählt. Doch nun sind die Forscher aufgewacht.

„Freiheit, Gleichheit, Wirklichkeit!“ Das ist der Slogan, unter den Michael Eisen seinen Wahlkampf gestellt hat. 2018 will Eisen einen der beiden Sitze Kaliforniens im US-Senat gewinnen. Dafür würde er sogar seine Fruchtfliegen im Labor der University of California in Berkeley vorübergehend im Stich lassen, deren genetische Entwicklung er erforscht. Der Biologe, der unter dem Kürzel SenatorPhD twittert, ist das wissenschaftsfeindliche Klima satt, das er in den USA ausmacht und das vom neuen Präsidenten personifiziert wird. „Lange Zeit haben Wissenschaftler zugeschaut, wie die politischen Prozesse erodiert sind“, sagte Eisen vergangene Woche den San Jose Mercury News . „Wir haben mit ansehen müssen, wie Politiker offen die Wissenschaft lächerlich machen.“ Ein Forscher hat genug – und er zieht daraus persönliche Konsequenzen. Er ist nicht der einzige …

Lobbyisten gegen esoterische Umtriebe

Die Zeit

Brauchen kritische Denker eine Kampforganisation gegen Abstruses? In Berlin treffen sich Skeptiker zu einem Weltkongress. Ein Interview mit Martin Mahner dem Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken der deutschen Skeptikerorganisation GWUP.

DIE ZEIT: Was darf sich der Leser unter einem Skeptiker vorstellen?

Martin Mahner: Wir müssen zwei Begriffe unterscheiden: Es gibt zum einen die philosophischen Skeptiker, die auf die Antike zurückgehen. Das waren Leute, die die reale Welt für grundsätzlich unerkennbar gehalten haben. Wir dagegen verwenden den Begriff eher wie in der Alltagssprache – wir sind bei vielen Dingen vorsichtig und sagen: Moment mal, stimmt das denn überhaupt, was da behauptet wird? Dieser Skeptizismus steht auf der Basis des wissenschaftlichen Weltbildes.

ZEIT: Da haben Sie ja in letzter Zeit Gesellschaft bekommen, etwa durch die „Klimaskeptiker“ und die „Evolutionsskeptiker“.

Mahner: Das ist aus unserer Sicht natürlich ein Pseudoskeptizismus – da werden wohletablierte Dinge aus übergeordneten Interessen heraus bezweifelt

Professor Hes Zitate-Farm

Die Zeit

Wie zuverlässig sind wissenschaftliche Zeitschriften? Der Impact Factor soll es messen – doch er ist wenig aussagekräftig und zudem manipulierba.

Es ist verlockend, komplizierte Dinge auf eine einfache Zahl zu bringen, vor allem in den Medien. Fernsehmacher messen ihren Erfolg an der Quote, Onlineredakteure schauen auf die Klickzahlen, Zeitungsmacher auf die Auflage. Ist die Zahl hoch, hat man gute Arbeit geleistet. Aber kann man diese Zahl mit Qualität gleichsetzen?

Für die über 100.000 wissenschaftlichen Zeitschriften auf der Welt gibt es auch so ein magisches Maß: den sogenannten Impact Factor. Er soll die Bedeutung eines Journals wiedergeben. Der Gedanke hinter diesem Faktor ist ein ähnlicher wie der hinter dem Reihenfolge der Google-Suchergebnisse: Wichtig ist, worauf sich viele andere beziehen.

Bei Google stehen Webseiten oben, zu denen Links von vielen anderen Seiten führen, eine wissenschaftliche Zeitschrift bekommt einen hohen Impact Factor, wenn ihre Artikel häufig von Wissenschaftlern zitiert werden. Der Faktor gibt an, wie oft im vergangenen Jahr ein Artikel aus den beiden vorangegangenen Jahren durchschnittlich zitiert wurde.

Weil die Landschaft der akademischen Zeitschriften immer unübersichtlicher wird, ist der Impact Factor zu einer Art Standardwährung geworden. Forscher publizieren in Journals mit hohem Impact, um gelesen zu werden. Bibliothekare entscheiden anhand der Zahl, welche Zeitschriften sie abonnieren. Und der Impact Factor färbt von der Zeitschrift auf den Autor ab – bei Berufungen hat größere Chancen, wer in Journals mit hohem Faktor publiziert.

Das Schielen auf den Impact Factor treibt bisweilen absurde Blüten:

Blackout

Die Zeit

Worüber Merkel und Steinmeier nicht gesprochen haben

Eine kleine quantitative Analyse des Kandidatenduells vom vergangenen Sonntag: Während der 90-minütigen Debatte zwischen der Kanzlerin und ihrem Herausforderer fiel 42-mal das Wort »Krise«, sechsmal das Wort »Chance«. Von »Opel« war 14-mal die Rede, von »Wachstum« 28-mal, dreimal fiel das Wort »Dienstwagen«. Die Begriffe »Umwelt«, »Forschung« und »Bildung« dagegen rangen sich die Kandidaten jeweils nur zweimal ab, und beim Thema »Klima« herrschte absolute Fehlanzeige.

Wahlkämpfe sind nicht die Zeiten hoch differenzierter Debatten zu Detailfragen der Politik, geschenkt. Aber ein paar Worte zu den größten Zukunftsfragen hätte der Zuschauer vielleicht doch hören mögen

Im Spagat

Die Zeit

Communicator-Preis: Die Forscher haben gelernt, sich zu verkaufen.

Wissenschaftler, die sich aus den Tiefen ihres Fachs ins flache Wasser der Medien begeben, wurden noch vor wenigen Jahren von manchen ihrer Kollegen schief angesehen. Die Forscher schrieben für ihre Peer-Groups; die Übersetzung in verständliches Deutsch sah man als Sache der Journalisten an. Dieser Arbeitsteilung trat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 1999 entgegen, als sie zusammen mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft den mit 50.000 Euro dotierten Communicator-Preis auslobte – für Wissenschaftler, die den schwierigen Spagat zwischen seriöser Forschung und publikumswirksamer Vereinfachung auf überzeugende Weise geschafft haben.

Nun wird zum ersten Mal eine Frau ausgezeichnet. Am Dienstag bekommt die Sozialwissenschaftlerin Jutta Allmendinger den Preis verliehen