Medien
Kollege Roboter
Immer häufiger lesen wir von Maschinen verfasste Artikel, oft ohne es zu merken. Neben Sportereignissen eignen sich Bilanzen von Unternehmen, Wahlergebnisse, Wetter und Verkehrsstaus für diese Form der Berichterstattung. Der Computer nimmt sich die Daten aus einer Datenbank und setzt die dazu passenden vorformulierten Textvorlagen aus dem Speicher zu einer Geschichte zusammen.
Der amerikanische Journalismusprofessor Nick Diakopoulos hat ein Buch darüber geschrieben, wie automatische Verfahren die Medien verändern werden („Automating the News“). Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob die Algorithmen den menschlichen Journalisten die Arbeitsplätze wegnehmen werden (Diakopoulos meint: nein), sondern auch um von Maschinen kuratierte Newsfeeds und täuschend echte Fake News.
Beitrag in „Mediasres“ beim Deutschlandfunk
Beitrag in „Kultur kompakt“ bei SRF2 (bei Minute 16)
Stimmt die Chemie?
Die Zeit, 28.9.13
Am Sonntag geht „Breaking Bad“ zu Ende. Fans untersuchen die TV-Kultserie auf wissenschaftliche Korrektheit.
Nein, es kann kein gutes Ende nehmen mit Walter White. Zu tief hat sich der Mann, der doch nur ein spießiger Chemielehrer war, verstrickt im Sumpf von Drogen und Verbrechen.
Breaking Bad, eine der besten Fernsehserien aller Zeiten, geht am Wochenende definitiv zu Ende. Auch in Deutschland hat die Serie viele Fans, die sie entweder im Original anschauen oder in der synchronisierten Fassung (die Ausstrahlung der letzten Staffel auf Arte beginnt am 6. Dezember). Wer nicht wissen will, wie es ausgeht, der muss für ein paar Tage zumindest das englischsprachige Internet ausblenden.
Ein Chemiker als Serienheld – das gibt es nicht oft. Nun gut, „Held“ ist vielleicht ein Euphemismus angesichts der charakterlichen Entwicklung, die Walter White (gespielt von Bryan Cranston) im Verlauf der 62 Folgen durchgemacht hat. Zumal seine zweite Karriere darauf beruht, dass er ein neues Verfahren entwickelt, um die gefährliche Droge N-Methylamphetamin, kurz Meth, zu synthetisieren. Aber zumindest spielt die Naturwissenschaft eine große Rolle. Viele Zuschauer fragen sich: Stimmt die Chemie? Oder ist Breaking Bad letztlich Science-Fiction? …
Sexreport statt Wissenschaft
Die Zeit, 23.5.13
Immer mehr Sendungen wollen Wissen vermitteln. Viel lernen tut man dabei nicht.
Am Anfang waren alte Männer, die uns die Welt erklärten. Bernhard Grzimek, der Direktor des Frankfurter Zoos, brachte für seine Sendung Ein Platz für Tiere schon mal ein Gepardenbaby mit ins Studio, das er auf seinem Schreibtisch streichelte. Heinz Haber warf Kieselsteine in einen Erbsenbrei, um die Entstehung der Mondkrater zu verdeutlichen. Hoimar von Ditfurth durchkreuzte aufklärend die Grenze der Naturwissenschaften durch manch philosophischen Exkurs. Und Horst Stern, damals noch gar nicht so alt, räumte mit einem romantisierenden Naturverständnis auf und brachte mit seinen Bemerkungen über den Rothirsch die Jäger gegen sich auf.
Dazu eine Infografik:
Lehrer der Nation
Als es nur zwei Sender gab, wurde Wissenschaft auf der Mattscheibe vermittelt wie in der Schule. Heute kann man rund um die Uhr aus einer Vielzahl von Sendungen Wissen tanken. Eine Komplettübersicht der Wissensformate aller Kanäle seit dem Beginn des deutschen Fernsehens.
Die Infografik als PDF
Leider gut
Die Zeit, 21.3.13
Wir sehen die Welt düsterer, als sie ist. Das liegt nicht nur an den Medien, sondern auch an unserer Psyche.
Der Welt, in der wir leben, geht es schlecht. Diesen Eindruck muss bekommen, wer die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage liest, die TMS Infratest für die ZEIT durchgeführt hat. Ob Ernährung, öffentliche Sicherheit, Gemeinsinn oder Gesundheitsversorgung: Die Mehrheit der Bundesbürger sieht dies alles im Niedergang begriffen. Drei Viertel der Befragten meinen, dass es den Menschen in den Entwicklungsländern immer schlechter gehe. Und sogar neun von zehn glauben, dass wir die Umwelt immer mehr verschmutzten.
Die Wahrheit ist: Der Welt geht es sehr gut! Wir leben nicht im Paradies, aber noch nie ging es den meisten Menschen auf der Welt so gut wie heute …
Dazu:
Verbrechensrate: Von wenigen Delikten abgesehen sinkt die Zahl der Verbrechen jährlich.
Freiwilligenarbeit: Das freiwillige Engagement in der Gesellschaft ist ungebrochen.
Hier kommt der Armin
Zeit Wissen
Sonntags um 11.30 Uhr ist Maus-Zeit. Nicht nur Kinder verfolgen dann die Lach- und Sachgeschichten in der ARD. Vor 40 Jahren, im März 1971, wurde die erste Sendung ausgestrahlt. Christoph Drösser traf Armin Maiwald, Maus-Macher der ersten Stunde
ZEIT Wissen : Ich bekam einmal einen Anruf von Ihrer Assistentin: »Herr Drösser, Sie müssen mir helfen, der Armin erzählt gerade vor der Kamera, dass sich der Wasserstrudel in Australien andersherum dreht als bei uns!«
ZEIT Wissen : Das muss Zufall gewesen sein. Die Corioliskraft, die das erklären könnte, ist nicht stark genug – und würde die Strudel außerdem genau andersherum lenken! Wie wichtig ist es Ihnen, dass das stimmt, was Sie erzählen? …
Medienmoden
Die Zeit
Massenmedien sollten Wichtiges von Unwichtigem trennen. Aber worüber sie berichten und wie oft, das ist stets auch abhängig von Moden und Trends. Die Konjunktur einiger Reizthemen der vergangenen 30 Jahre.
Flimmernetz
Die Zeit
Nach dem Start von Google Street View fragen sich viele, wie sie ihr Haus wieder sichtbar machen können.
Am Mittwoch vergangener Woche startete auf dem Digitalkanal ZDF neo die amerikanische Kultserie Mad Men . Die deutschen Fernsehzuschauer bekamen einen Einblick in die Geschäfte, Affären und Intrigen einer New Yorker Werbeagentur im Jahr 1960. Jedenfalls jene Zuschauer, die aufs deutsche Fernsehen angewiesen sind. Die eingefleischten Mad Men- Fans befinden sich dagegen längst im Jahr 1965, in dem die aktuelle vierte Staffel der Serie spielt. Auch deutsche Aficionados sind schon fünf Jahre weiter als der gemeine ZDF-Konsument.
Ebenfalls in der vergangenen Woche kündigten zwei Hersteller Geräte für das neue Google TV an, das es vorerst nur in den USA geben wird …
„Autos, Busse, Häuser – wir zerstören immer größere Dinge“
Die Zeit
Adam Savage und Jamie Hyneman testen im Fernsehen Alltagsmythen – mit viel Spaß an Explosionen. Ein Gespräch über Waffenwahn, Ekelgrenzen und wissenschaftlichen Anspruch.
Die Kultserie Mythbusters wird vom amerikanischen Discovery Channel produziert und ist in Deutschland unter anderem auf DMAX zu sehen. Adam Savage und Jamie Hyneman testen seit sieben Jahren Alltagsmythen – mit viel Lust an Zerstörung und Explosion, aber auch mit wissenschaftlichem Anspruch. Christoph Drösser, selber Mythentester in der ZEIT-Kolumne Stimmt’s, sprach mit den beiden Moderatoren über die wissenschaftliche Methode, Waffenwahn und den Spaß mit Körperflüssigkeiten.
Jamie Hyneman: Die Leute sehen das gerne, aber wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter . Es soll nicht so aussehen, als sei das ein Kinderspiel, so viel Spaß es auch manchmal macht, Dinge zu zerstören. Wir wollen bei den Leuten einen Lerneffekt auslösen, indem wir ihnen unterhaltsame Sachen zeigen …
Im Spagat
Die Zeit
Communicator-Preis: Die Forscher haben gelernt, sich zu verkaufen.
Wissenschaftler, die sich aus den Tiefen ihres Fachs ins flache Wasser der Medien begeben, wurden noch vor wenigen Jahren von manchen ihrer Kollegen schief angesehen. Die Forscher schrieben für ihre Peer-Groups; die Übersetzung in verständliches Deutsch sah man als Sache der Journalisten an. Dieser Arbeitsteilung trat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 1999 entgegen, als sie zusammen mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft den mit 50.000 Euro dotierten Communicator-Preis auslobte – für Wissenschaftler, die den schwierigen Spagat zwischen seriöser Forschung und publikumswirksamer Vereinfachung auf überzeugende Weise geschafft haben.
Die Glotze lebt
Die Zeit
Verlassene Einkaufszentren, geschlossene Kinos, leere Zeitungsstände. Alles tot. Die Zukunft ist einsam: Nur du und dein Fernseher. Einkaufen per Knopfdruck, Filme
nach Maß, flimmernde Zeitschriften. Alles kommt aus der Kiste. Das Leben wird zum Programm. Interaktives Fernsehen verändert die Welt.
Gerade heute morgen haben Sie den letzten Rest Zahnpasta aus der Tube gequetscht. Am Abend schalten Sie den Fernseher ein, und was flimmert da geballt über den Bildschirm? Werbung für Zahnpasta.
Dieses Szenario präsentierte Robert Carberry, Chef der IBM-Multimedia-Tochter Fireworks, im September 1993 auf einem Symposium von Industriemanagern zum Thema „Fernsehen der Zukunft“. Das Beispiel zeigt, daß es um mehr geht als um zusätzliche Kanäle, ein besseres Bild und digitale Techniken: Das Fernsehen der Zukunft bietet nicht nur 500 Programme, sondern ist auch interaktiv …