Skip to main content

Neues Leben für alte Bücher

Die Zeit

Google Books hat in den USA eine juristische Niederlage erlitten. Das muss nicht das Ende der digitalen Bibliotheken sein.

Der Internetkonzern Google hat vergangenen Dienstag in New York eine herbe Niederlage vor Gericht einstecken müssen: Richter Denny Chin kassierte Googles Vereinbarung mit Verlagen und Rechteinhabern. Diese hätte es der Firma gegen eine Pauschalzahlung von 125 Millionen Dollar erlaubt, sogenannte verwaiste und vergriffene Bücher digital ins Netz zu stellen. Die Meldung wurde auch in Deutschland wohlwollend registriert: »Die Bundesregierung hat den Vergleich von Anfang an abgelehnt , dieses Engagement hat sich nun ausgezahlt«, sagt Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. »Das Urteil macht klar, dass das Urheberrecht auch in der digitalen Welt gilt.«

Dabei ging es in der Verhandlung gar nicht darum, dass Google das Urheberrecht verletzt hätte

„Macht mal Pause!“

Die Zeit

Die Soziologin Sherry Turkle über Kommunikation per SMS und Facebook, Entfremdung und Verbindlichkeit in Beziehungen.

DIE ZEIT : Frau Turkle, in Ihrem Buch erzählen Sie von einer Studentin, die ohne weiteres ihren Freund gegen einen Roboter als Liebhaber eintauschen würde. Was haben Sie gedacht, als Sie das gehört haben?

Sherry Turkle : Ich fand das frappierend. Sie war ja nicht an einem Problem der künstlichen Intelligenz interessiert. Sie wollte wirklich »einen Gefährten haben, der sie weniger einsam macht und eine angenehme Atmosphäre schafft«. Einerseits hat es mich traurig gemacht, aber andererseits wollte ich verstehen: Wie ist sie dahin gekommen? Warum sind wir so von uns selbst enttäuscht? Es geht hier ja nicht darum, dass Forscher Roboter entwickelt hätten, die wirklich menschliche Gefährten ersetzen könnten. Wir haben Roboter entwickelt, die wir als Gefährten zu akzeptieren gewillt sind. Roboter, die unsere Darwinschen Knöpfe drücken. Wir haben das Vertrauen in die Menschen verloren

Von wegen vergessen

Die Zeit

Ein „digitaler Radiergummi“ für Fotos im Internet ist keine Lösung.

»Was stört mich mein Geschwätz von gestern« – mancher Politiker wäre froh, wenn er seine Wahlkampfversprechen mit einem Verfallsdatum versehen könnte, sodass sie nach der Wahl nicht mehr lesbar wären. Vielleicht war Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner deshalb so begeistert vom digitalen Radiergummi , den der deutsche Informatiker Michael Backes entwickelt hat

Die Guten im Netz

Die Zeit

Von Menschen für Menschen: Wie ist Wikipedia zum Weltlexikon geworden?

Wenn es je ein „Konversationslexikon“ gegeben hat, das den Namen verdient, dann ist es Wikipedia. Jeder im Internet nutzt die Online-Enzyklopädie: fürs nächste Schulreferat über den Dreißigjährigen Krieg; oder wenn bei der Dinnerparty dringend eine Streitfrage geklärt werden muss: War China beim letzten Pisa-Test dabei? Wer stand bei der Fußballeuropameisterschaft 1996 im Tor? Ticketitack. Ein paarmal tippen, schon schickt Wikipedia eine Antwort aufs Handy – und die Fakten liegen auf dem Tisch.

Wikipedia schlägt alle Nachschlagewerke der Welt: Zehn Jahre nach ihrer Gründung umfasst die englischsprachige Ausgabe 3,5 Millionen Begriffe, über eine Million die deutsche. Der 30-bändige Brockhaus hat 300.000 Einträge. Es ist nicht zu hoch gegriffen, Wikipedia als das größte gemeinsam geschaffene Werk der Menschheit zu bezeichnen. Millionen Freiwillige haben ihr kostenlos zugearbeitet, haben Artikel verfasst, redigiert, korrigiert, überarbeitet, in ihrer Freizeit wieder und wieder überprüft. Deshalb steht Wikipedia wie kein anderes Projekt des vergangenen Jahrzehnts für die guten Seiten des Internets und für den Drang des Menschen, etwas fürs Gemeinwohl zu tun

Im virtuellen Lesesaal

Die Zeit

Noch ein Jahr, dann soll die Deutsche Digitale Bibliothek starten. Ein überzeugendes Konzept, wie sie funktionieren soll, fehlt noch.

Da gibt es diesen Traum: dass man in allen Büchern, die je in deutscher Sprache erschienen sind, nach Begriffen suchen kann, so einfach wie mit Google im Netz. Man gibt ein Wort in ein Suchfeld ein, lässt sich die besten Treffer dazu anzeigen und kann dann postwendend in dem jeweiligen Buch auf jener Seite lesen, auf der die gesuchten Begriffe vorkommen.

Nun soll dieser Traum wahr werden. Im vergangenen Jahr beschlossen Bund und Länder die Einrichtung einer Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) , am Dienstag dieser Woche hat sich ihr „Kompetenznetzwerk“ in Berlin konstituiert, Ende 2011 soll die erste Version online gehen. Eines Tages dann, so der Plan, sollen die digitalen Bestände aus 30.000 Bibliotheken, Archiven und Museen der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg

Pixel-Tristesse in Blurmany

Die Zeit

Nach dem Start von Google Street View fragen sich viele, wie sie ihr Haus wieder sichtbar machen können.

Die Deutschen sind weltweit am empfindlichsten, wenn es um ihre Privatsphäre geht – aber sie sind auch am neugierigsten, wenn sie dem Nachbarn in den Garten schauen können. Am vergangenen Donnerstag, als Google Street View online ging , stieg der Datenverkehr der Website auf das Vierfache. In keinem anderen Land der Welt gab es bei der Einführung des Fotodienstes einen derartigen Ansturm, teilte Google mit.

In keinem Land hatte es aber auch vorher die Möglichkeit gegeben, das eigene Haus oder das Haus, in dem man als Mieter wohnt, unkenntlich machen zu lassen . Von dem Recht haben 244.000 Bürger Gebrauch gemacht, knapp drei Prozent der Haushalte in den 20 betroffenen Städten. Schon ein einziger aufmüpfiger Mieter in einem Hochhaus reichte, um das ganze Gebäude verpixeln zu lassen.

Und so sind manche Straßenzüge in deutschen Großstädten nun mit einem tristen Schleier überzogen. Auch der Autor dieses Artikels steuerte, wie wohl fast jeder User, zunächst einmal das eigene Heim an – es war nur ein milchiger Fleck (siehe Foto). Wer hatte bei Google sein Veto eingelegt? Das Pärchen aus dem Erdgeschoss oder die Familie im Souterrain? Oder war es die Hausbesitzerin, die in einer fernen Stadt wohnt?

Flimmernetz

Die Zeit

Nach dem Start von Google Street View fragen sich viele, wie sie ihr Haus wieder sichtbar machen können.

Am Mittwoch vergangener Woche startete auf dem Digitalkanal ZDF neo die amerikanische Kultserie Mad Men . Die deutschen Fernsehzuschauer bekamen einen Einblick in die Geschäfte, Affären und Intrigen einer New Yorker Werbeagentur im Jahr 1960. Jedenfalls jene Zuschauer, die aufs deutsche Fernsehen angewiesen sind. Die eingefleischten Mad Men- Fans befinden sich dagegen längst im Jahr 1965, in dem die aktuelle vierte Staffel der Serie spielt. Auch deutsche Aficionados sind schon fünf Jahre weiter als der gemeine ZDF-Konsument.

Wie kommt man in Deutschland an aktuelle amerikanische Fernsehware? Übers Internet natürlich. Wer eine US-Kreditkarte hat, kann die Serie für drei Dollar pro Folge in Apples Online-Store kaufen. Im freien Internet ist es ein bisschen schwieriger – amerikanische Anbieter sperren deutsche Computer oft aus Lizenzgründen aus. Aber mit ein bisschen Suchen findet auch der deutsche Surfer seine Quellen und kann die Abenteuer des smarten Machos Don Draper und seiner Kollegen sozusagen in Echtzeit verfolgen. Sogar in hoher Auflösung (HD).

Ebenfalls in der vergangenen Woche kündigten zwei Hersteller Geräte für das neue Google TV an, das es vorerst nur in den USA geben wird

Frau Mustermann 2010

Die Zeit

Vom 1. November an gibt es den neuen Personalausweis. Schon auf den ersten Blick bietet sein Format Vorteile, klein wie eine Kreditkarte, passt er besser ins Portemonnaie. Aber die wirkliche Neuerung steckt im Inneren: Ein RFID-Chip gibt nicht nur der Polizei die Möglichkeit, die Daten des Besitzers auszulesen. Wer will, kann den Ausweis auch als »elektronische Identität« im Internet einsetzen. Und zwar so …

 Low-Res-Version der Infografik