Bildung
Exploratorium
Evonik Magazin
Das Exploratorium in San Francisco ist die Mutter aller Familienmuseen. Bildung ist hier eine Erfahrung für den ganzen Körper. Hören, riechen, sehen, schmecken, anfassen und ausprobieren sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.
Es ist laut. Sehr laut. Wer an einem Vormittag mitten in der Woche das Exploratorium be- sucht, malerisch am Pier 15 direkt an der San Francisco Bay gelegen, muss sich vorsehen, um nicht von einer Horde Schulkinder überrannt zu werden. Es gibt keinen geordneten Besucherstrom in diesem Museum, die Kinder rennen scheinbar planlos von einem Exponat zum anderen, drücken auf Knöpfe, drehen an Rädern, schreien einander an, lachen. Was lernen die hier? Lernen die überhaupt etwas?
Das Exploratorium ist die Mutter aller modernen Wissenschaftsmuseen. Vorher gab es Institutionen wie das Natural History Museum in London oder das Deutsche Museum in München, in denen Artefakte ausgestellt wurden. Das Exploratorium besitzt keine Sammlung von Käfern oder Dampfmaschinen. Es ist insofern weniger ein Museum als ein Ort, an dem die Besucher spielerisch direkt mit den Phänomenen der Welt in Kontakt treten. Inzwischen sind solche Wissenschaftsmuseen oder Science Center weltweit zu Hunderten aus dem Boden geschossen, allein in Deutschland gibt es rund zwei Dutzend von ihnen, je nach Zählweise. So unterschiedlich sie sind – alle arbeiten sich irgendwie am großen Vorbild in San Francisco ab. Und 80 Prozent von ihnen benutzen Exponate, die im Exploratorium entwickelt wurden, oder empfinden seine Ideen nach. Sagt zumindest das Exploratorium …
Die Google-Universität
Zeit Online
Der frühere Google-Forschungschef Sebastian Thrun will mit Onlinekursen die Bildung revolutionieren. Anfangs stockte das Projekt des Deutschen, jetzt nimmt es Fahrt auf.
Sebastian Thrun strahlt von einem Ohr zum anderen, als er mich an der Tür der luftigen Büroetage in Mountain View, Silicon Valley, begrüßt. „Willkommen im Paradies!“ Damit spielt er wohl auf meinen Umzug in die Bay Area an. Er könnte mit dem Paradies aber auch sein eigenes Reich meinen, die Firma Udacity.
Akademische Nomaden
Die Zeit
Sieben Studienorte in vier Jahren. In San Francisco startet die erste Eliteuni, die nur online lehrt.
Eine Studentin wie Alisha Frederiksson wünscht sich wohl jede Universität. Die 19-Jährige wurde in Ungarn geboren, der Vater ist Schwede, die Mutter Chinesin. Sie ging im kanadischen Vancouver zur Schule, ihren Abschluss machte sie im indischen Pune, wo sie die letzten beiden Schuljahre am internationalen United World College verbrachte. In der Zeit gründete sie auch ihr erstes Unternehmen: Es nennt sich Seema, ein soziales Projekt mit indischen Frauen, die nach ihren Entwürfen Schmuck herstellen, der dann international vertrieben wird. Die Einnahmen kommen der örtlichen Gemeinschaft zugute.
Deutschland braucht Nachhilfe in Mathe
Die Zeit, 29.5.13
Zum ersten Mal zeigt eine Studie, wie fit die Deutschen in Mathematik sind. Die Note: mangelhaft. Doch es liegt nicht daran, dass sie zu dumm sind.
In unserem Land wird es in absehbarer Zeit keine Mehrheit für ein Tempolimit auf den Autobahnen geben. Das hat nicht nur mit der Freude am schnellen Fahren zu tun, glaubt Ulrich Kortenkamp. Sondern auch mit einer fundamentalen Rechenschwäche: „Die Deutschen sind nicht in der Lage vorherzusagen, wie sich ihre Fahrzeit bei einer Änderung der Geschwindigkeit verändert.“
Kortenkamp hat zusammen mit seinem Saarbrücker Kollegen Anselm Lambert die Fragen zu dem großen Mathematik-Test entwickelt, den DIE ZEIT, die Stiftung Rechnen und das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April mehr als 1.000 repräsentativ ausgewählten Deutschen vorgelegt haben …
Dazu:
Genie oder Niete? Erfahren Sie, was von Ihrem Schulwissen in Mathematik übrig ist und wie Sie damit im Deutschlandvergleich abschneiden.
Liebe Leser, Sie rechnen überdurchschnittlich gut
Können Frauen schlechter rechnen als Männer?
Elmar Tenorth:
Harvard für alle Welt
Die Zeit, 14.3.13
Das Internet revolutioniert die Bildung. Onlinekurse bieten die spannendsten Vorlesungen der berühmtesten Professoren an – weltweit und zum Nulltarif.
An den Universitäten von heute geht es zu wie vor 500 Jahren. Damals, vor der Erfindung des Buchdrucks, las ein Gelehrter aus einem der seltenen handgeschriebenen Bücher vor, und die Studenten kritzelten eifrig mit. Es gibt Fresken aus jener Zeit, die illustrieren, dass schon im Mittelalter Studenten in der letzten Reihe während der Vorlesung ihres Professors einnickten. Und auch heute kommt das gerne vor. Die Vorlesung ist nach wie vor die dominierende Lehrform, manchem Dozenten gelingt es dabei, sein jugendliches Auditorium zu fesseln und mitzureißen. Bei anderen macht sich das Gähnen breit: Das sind jene, die seit zehn Jahren die gleichen Vorträge herunterbeten und garantiert immer an denselben Stellen dieselben Scherze einbauen.
Das will ich nicht wissen
Die Zeit
Überfrachtete Lehrpläne, überforderte Kinder: Kann man das Gros des Schulstoffs streichen? Hirnforscher und Psychologen plädieren für eine nachhaltige Bildung.
Deutschlands Schüler wissen zu wenig. Firmenchefs raufen sich die Haare über Berufsanfänger, die keinen simplen Brief mehr fehlerfrei schreiben können. Universitätsprofessoren sind entsetzt über die mathematischen Bildungslücken ihrer Erstsemester.
Sind die Schüler vielleicht zu faul? Den meisten kann man das nicht vorwerfen. Vor allem die Eltern der G-8-Schüler klagen, ihren Kindern bleibe keine Zeit mehr für Sport oder Musikunterricht außerhalb der Schule oder dafür, einfach mal nichts zu tun ( Liebe Marie, ZEIT Nr. 22/11 ).
Immer schlechtere Ergebnisse bei immer größerem Bildungsangebot, so lautet der paradoxe Befund. Wenn viel Stoff offenbar nicht zu höherer Bildung führt – wie könnte eine Alternative aussehen? Was muss man heute unbedingt wissen und können, und was kann man getrost vergessen? …
Dazu:
Das Angstfach
Die Zeit
Ein nationales Mathe-Institut gegen den Föderalismus-Hickhack
Über mangelnden Respekt kann sich die Mathematik eigentlich nicht beklagen. Sie gilt als wichtig, wenngleich schwierig. Und dass TV-Prominente dumm, eitel und stolz mit ihren schlechten Mathenoten kokettieren, kommt zum Glück auch immer seltener vor. Just die Mathematikleistungen in der Schule sind – so wissen Bildungsforscher – der beste Indikator für späteren Erfolg im Beruf.