Falsche Freunde

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Empfehlungsalgorithmen sagen uns, wo es die beste Pizza gibt, welche Serie wir als nächstes schauen und wen wir daten sollten. Doch ihre Vorschläge sind mit Vorsicht zu genießen.

Die Musikindustrie ist eine Männerwelt. Nicht nur in der klassischen Musik, wo 98 Prozent des Repertoires von männlichen Komponisten stammen. Auch von den Popmusikern, die man auf Streamingdiensten wie Spotify hören kann, sind drei Viertel Männer. Entsprechend hören die User:innen vorwiegend Männermusik, und wenn das System ihnen neue Titel vorschlägt, sind diese Listen männerlastig. „Was empfohlen wird, wird konsumiert”, sagt Christine Bauer, eine österreichische Informatikerin, die an der Universität Utrecht lehrt. Die Empfehlungen zementieren also die herrschenden Verhältnisse. „Und wir wollten sehen, ob wir diesen Loop durchbrechen können.”

Dass Algorithmen gesellschaftliche Ungleichheit widerspiegeln oder gar verstärken können, ist in den letzten Jahren viel diskutiert worden. Dabei ging es vor allem um die Deep-Learning-Algorithmen, die Gesichter erkennen, Entscheidungen im Strafvollzug unterstützen oder Bewerber für einen Job aussortieren. Nun gerät aber eine andere Klasse von Software-Programmen ins Visier der Kritik: die Empfehlungsalgorithmen, die uns auf Schritt und Tritt begleiten

Nie mehr ins Büro

Beim Aufräumen kam mir dieser Text aus dem ZEIT-Magazin von 1995 unter. In geradezu visionärer Weise beschreibt er die Zukunft der Arbeit, die dann 25 Jahre später ganz plötzlich Wirklichkeit wurde.

So hätten wir es doch alle gern: aufstehen, wann man will, kein Stau mehr auf dem Weg zur Arbeit, kein Kollege, der mobbt, kein Chef, der nervt. Videokonferenzsysteme machen es möglich – jedenfalls im Prinzip. Ein Erfahrungsbericht.

Postmodern gediegen ist das Ambiente. In der Diele empfängt den Besucher eine gutsortierte Bar, der angrenzenden Besprechungsraum wirkt mit Fernseher, Stereoanlage und zwei mit Taschenbuchkrimis gefüllten Körben wie ein Wohnzimmer. Nichts deutet daraufhin, daß in diesen Räumen eine Firma mit 40 Mitarbeitern residiert. Der Chef, Torsten Wegener, ist allein „zu Hause“ und kocht den Kaffee selbst. Empfangs- oder Vorzimmerdamen gibt es keine. Von seinem Schreibtisch in der noblen Hamburger Rothenbaumchaussee aus lenkt der 28jährige zusammen mit seinem Kompagnon die Firma d. d. consulting, die hauptsächlich Computersysteme von Großfirmen betreut. Die Mitarbeiter sind entweder beim Kunden oder sitzen in Schulungsräumen, die ein paar Häuser weiter liegen – oder sie bearbeiten ihre Projekte am häuslichen Schreibtisch. Die Buchführung besorgt Wegeners Mutter im schleswig-holsteinischen Barsbüttel.

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