Die Zeit
Die Soziologin Sherry Turkle über Kommunikation per SMS und Facebook, Entfremdung und Verbindlichkeit in Beziehungen.
DIE ZEIT : Frau Turkle, in Ihrem Buch erzählen Sie von einer Studentin, die ohne weiteres ihren Freund gegen einen Roboter als Liebhaber eintauschen würde. Was haben Sie gedacht, als Sie das gehört haben?
Sherry Turkle : Ich fand das frappierend. Sie war ja nicht an einem Problem der künstlichen Intelligenz interessiert. Sie wollte wirklich »einen Gefährten haben, der sie weniger einsam macht und eine angenehme Atmosphäre schafft«. Einerseits hat es mich traurig gemacht, aber andererseits wollte ich verstehen: Wie ist sie dahin gekommen? Warum sind wir so von uns selbst enttäuscht? Es geht hier ja nicht darum, dass Forscher Roboter entwickelt hätten, die wirklich menschliche Gefährten ersetzen könnten. Wir haben Roboter entwickelt, die wir als Gefährten zu akzeptieren gewillt sind. Roboter, die unsere Darwinschen Knöpfe drücken. Wir haben das Vertrauen in die Menschen verloren …