Leben auf der Platte

Die Zeit

Von der Babywippe bis in den Rollstuhl lässt sich bald ein ganzes Menschenleben lückenlos auf einer Festplatte archivieren: Alle Fotos, Texte, Gespräche und Videos. Für manche ist es ein Traum, für andere der Horror.

Haben Sie auch die Zeit zwischen den Jahren genutzt, um die achtlos im Schuhkarton gesammelten Fotos des vergangenen Jahres ins Album einzusortieren? Noch einmal die wenigen handgeschriebenen Briefe überflogen, die per Post gekommen sind? Oder wenigstens die Benzin- und Schreibwarenquittungen für die Steuererklärung geordnet? An besinnlichen Tagen werden wir gern zu Archivaren des eigenen Lebens. Bauen die Stapel privater und offizieller Dokumente ab, sortieren endlich die Musik-CDs alphabetisch oder nach Stilrichtung. Manche sind akribisch, beschriften jedes Dia, bewahren jeden Fahrschein auf. Andere tun nur das Nötigste, etwa was das Finanzamt verlangt.

Noch vor ein paar Jahrzehnten blieben von einem Menschen nur wenige Dokumente übrig. Ein paar verblichene Schwarzweißfotos aus der Vorkriegszeit, Briefe in einer Schrift, die heute kaum noch jemand lesen kann, ein paar Dokumente mit alten Hoheitszeichen. Ansonsten lediglich Erinnerungen von Bekannten des Verstorbenen.

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