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Rausch-Melodie
Zunächst einmal habe ich ein Rauschen aufgenommen, indem ich ins Mikrofon meines Computers gezischt habe. Rauschen zeichnet sich dadurch aus, dass es Frequenzen aus einem breiten Tonspektrum enthält.
Aber es ist kein perfektes „weißes“ Rauschen. Das merkt man, wenn man die Frequenz anhebt oder absenkt – so kann man eine regelrechte Rausch-Melodie erzeugen!
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Shepard-Skala
Ein Beispiel für eine Shepard-Skala – die Tonleiter scheint immer weiter aufwärts zu gehen. (Nicht ganz perfekt – ich habe das Beispiel gebastelt, indem zu einer gewöhnlichen Tonleiter eine zweite Skala, die eine Oktave tiefer liegt, langsam eingeblendet wird, während die ursprüngliche Skala ausgeblendet wird.)
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Skalen
Ich habe mir den Spaß gemacht, dieselbe einfache Melodie aus diesen sieben Grundtönen in drei Skalen zu spielen: der westlichen Dur-Skala, einer indischen Todi-Raga-Skala und einer indonesischen Pelog-Skala. Ich entschuldige mich gleich bei allen Indern und Indonesiern, weil diese Melodie natürlich nichts mit ihrer Kultur zu tun hat. Worum es mir ging war zu zeigen, dass westliche Hörer die Töne der fremden Skalen sofort in ihr eigenes System einsortieren und dort als leicht „schiefe“ Töne auffassen
Hier zunächst die Dur-Melodie.
Dies ist „dieselbe“ Melodie in der indischen Todi-Raga-Skala.
Und hier nocheinmal dieselbe Tonfolge, diesmal in der indonesischen Pelog-Skala, die noch nicht einmal die Quint mit unserer Tonleiter gemeinsam hat.
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Beschnittene Töne
Wie wichtig die Hüllkurve eines Tons für den charakteristischen Klang eines Instruments ist, zeigte schon der französische Komponist Pierre Schaeffer in den 50er Jahren. Wenn man den Anfang des Tons abschneidet, ist das Instrument kaum noch zu erkennen!
Als erstes ein Cello-Ton. Der hat eine simple Hüllkurve – er schwingt langsam ein und bleibt dann konstant.
Nun ein Gitarrenton. Der zeichnet sich eigentlich durch das charakteristische Zupfen aus. Wenn das fehlt, hört man keine Gitarre mehr! Es klingt fast wie ein Holzblasinstrument.
Und schließlich ein Ton von einem Steinway-Flügel. Hier fehlt der Hammerschlag am Anfang – und schon könnte der Klang auch von einem Streichinstrument stammen.
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Optischer und akustischer „Groove“
Das folgende Beispiel soll verdeutlichen, dass wir uns auf einen Rhythmus viel leichter „eingrooven“ können, wenn wir akustisch stimuliert werden, als wenn wir einem optischen Signal folgen sollen.
Unten finden Sie eine Sounddatei und einen kleinen Film. Starten Sie zuerst den Film und versuchen Sie, den Rhythmus des blinkenden Punkts auf dem Tisch mitzuklopfen. Anschließend versuchen Sie dasselbe mit dem akustischen Stimulus. Was ist leichter?
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Sound-Schnipsel
Auch Laien sind in der Lage, bekannte Musikstücke anhand sehr kurzer Ausschnitte zu erkennen. Die folgenden fünf Beispiele sind jeweils zwei Zehntelsekunden lang. Versuchen Sie, die Schnipsel folgenden fünf „Hits“ zuzuordnen:
Led Zeppelin – Stairway to Heaven
Mozart – Sinfonie Nr. 40
Oasis – Wonderwall
Bach – Präludium in C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier
The Beatles – Help!
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Konsonanz und Dissonanz 1
Hören Sie sich die folgenden, mit einem Streicher-Sound gespielten Intervalle an und beurteilen Sie, ob Sie sie als konsonant oder dissonant, als verschmelzend oder reibend, als wohlkingend oder missklingend empfinden. Man kann ein dissonantes Intervall durchaus „schön“ finden!
Zuerst der Grundton:
Die kleine Sekund:
Die große Sekund:
Die kleine Terz:
Die große Terz:
Die Quart:
Die übermäßige Quart/verminderte Quint:
Die Quint:
Die kleine Sext:
Die große Sext:
Die kleine Septim:
Die große Septim:
Die Oktave:
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Konsonanz und Dissonanz 2
Hören Sie sich nun dieselben Intervalle nacheinander an, allerdings nicht von einem Musikinstrument gespielt, sondern als Sinustöne. Dadurch gehen sämtliche Obertöne verloren, die sich aneinander reiben könnten. Empfinden Sie (außer der kleinen Sekund, dem zweiten Intervall) überhaupt noch einen der Klänge als dissonant?
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Die sieben Akkordstufen
Im folgenden hören Sie die sieben Dreiklänge, die auf den Tönen der Dur-Tonleiter aufgebaut sind. Hören Sie, welche davon Dur- und welche Moll-Akkorde sind? Und dass der siebte Akkord weder das eine noch das andere ist?
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Amazing Grace
Hier hören Sie drei Harmonisierungen des Liedes „Amazing Grace“. In allen drei Fällen passen die Akkorde „irgendwie“ zur Melodie (der jeweilige Melodieton kommt in dem Akkord vor), aber wahrscheinlich empfinden Sie nur eine Version als passend.
Im ersten Beispiel wird immer derselbe Grundakkord verwendet. Das erinnert entfernt an die „dröhnenden“ Harmonien, die von einem Dudelsack gespielt werden.
Beispiel 2 klingt zwar nicht dissonant, aber irgendwie völlig „falsch“? Es entspricht nicht unserer Erwartung an die „Grammatik“ der Musik.
Beispiel 3 ist schließlich eine „logische“ Harmonisierung des Liedes.
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Alle meine Entchen, gewürfelt
Hier kommen einige Melodien, die ich nach dem Muster von „Alle meine Entchen“ zufällig erzeugt habe: Alle bedienen sich derselben Tonleiter wie das Original, allbe beginnen und enden auf dem Grundton C, alle haben denselben Rhythmus wie das Kinderlied und wiederholen Töne da, wo es „Alle meine Entchen“ auch tut. Trotzdem klingen die Melodien seltsam und nicht wie „richtige“ Musik. Offenbar werden die grammatischen Regeln der Musik verletzt, die wir alle verinnerlicht haben!
(Das zweite Beispiel ist im Buch abgebildet.)
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Musikalische „Atome“
Im Buch erzähle ich von der Arbeit von Saffran und Aslin, die ihren Testpersonen eine Tonsequenz zu hören gab, die aus sechs musikalischen „Melodie-Atomen“ zusammengesetzt, von denen jedes drei Töne hatte. Und später kamen den Probanden diese „Atome“ irgendwie bekannt vor.
Im Originaltest umfassten diese Sequenzen sieben Minuten. Hier ist eine Sounddatei von einer Minute, die ich aus einer zufälligen Folge dieser sechs Atome erstellt habe. Hören Sie mal rein – haben Sie danach das Gefühl, manche Figuren wiedererkannt zu haben?
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Neapolitaner
In den Versuchen von Stefan Koelsch wird gezeigt, dass auch musikalische Laien es sofort bemerken, wenn ein Akkord in einer Harmoniesequenz ungewöhnlich oder gar falsch klingt. Das wurde an Probanden mit dem sogenannten „Neapolitaner“ getestet, ein aus der Musiktheorie wohlbekannter Akkord, der relativ weit von der Grundharmonie entfernt ist.
Hier zunächst eine „normale“ Akkordkadenz.
Im zweiten Beispiel wird in der Mitte der Sequenz ein „schräger“ Neapolitaner eingefügt.
Im Beispiel 3 schließlich steht der Neapolitaner am Schluss – da sträubt sich unser musikalisches Gefühl!
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Musikalische Babys
Im Jahr 2008 schoben Daniela Perani und Maria Cristina Saccuman drei Tage alte Babys in den Hirnscanner und spielten ihnen Klaviermusik vor. Und offenbar konnten die Neugeborener zwischen „Musik“ und „veränderter Musik“ unterscheiden.
Hier ist zunächst das „musikalische“ Klavierstück, das die Babys hörten.
Bei der ersten Form der „veränderten“ Musik wurden einzelne Takte des Stücks komplett um einen halben Ton nach oben oder unten verschoben.
Die zweite Form der Veränderung war radikaler: Die rechte Hand des Klavierstücks spielte einen Halbton höher als im Original, die linke blieb gleich. Katzenmusik! Interessant ist, dass beide Formen von „veränderter“ Musik eine ähnliche Reaktion im Gehirn der Baby hervorriefen – ein Anzeichen für einen sehr ausgeprägten Sinn für Harmonie schon unmittelbar nach der Geburt.
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Expressivität
Zwei Tonbeispiele aus dem Labor von Douglas Eck von der Universität von Montreal, die zeigen sollen, wie wichtig der Ausdruck des Musikers für die Empfindung eines Stückes ist. Eine Chopin-Etüde, zunächst von einem Computer ohne Dynamik und rhythmische Variation gespielt.
Und hier dasselbe Stück, von einem Menschen interpretiert.
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Dur-Moll
Wir erkennen Melodien und Songs wieder, auch wenn sie ganz anders instrumentiert sind als die Version, die wir kennen, und sie sind sogar gegenüber einigen Veränderungen recht robust – zum Beispiel kann man Dur in Moll verwandeln und umgekehrt. Hier habe ich mit ein paar bekannten Melodien gespielt, die Sie sicherlich sofort erkennen.